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Unternehmenswert berechnen: 3 einfache Faustformeln

Wie berechnet man den Wert einer Firma? Wir stellen Ihnen drei einfache Faustformeln vor: die Umsatzmultiplikator-Methode, die EBIT-Multiplikator-Methode und die Substanzwert-Methode und führen Sie mit praktischen Beispielen durch die Anwendung der Formeln. Diese Methoden bieten eine schnelle und effektive Möglichkeit zur Berechnung des Unternehmenswertes als ersten Anhaltspunkt für eine mögliche Bewertung.
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Inhalt

Einleitung: Wann Sie diese Faustformeln verwenden sollten

Die Bewertung eines Unternehmens kann komplex sein, aber es gibt einfache Faustformeln, die als erste Orientierungshilfe dienen können. Diese Faustformeln helfen insbesondere Mittelständlern und KMUs dabei, schnell und einfach zur einer groben Schätzung ihres Unternehmenswerts zu kommen. Am Ende des Artikels geben wir Ihnen weiterführende Tipps und Hinweise, wenn Sie genauer in die Unternehmensbewertung eintauchen möchten.

Faustformel Nr. 1: Unternehmen bewerten über den Umsatzmultiplikator

Eine der einfachsten Methoden und eine beliebte Faustformel, um den Unternehmenswert zu berechnen, nimmt den Umsatz als Ausgangspunkt. Die sogenannte Umsatzmultiplikator Formel basiert auf der Annahme, dass der Unternehmenswert ein Vielfaches des jährlichen Umsatzes beträgt.

Formel: Unternehmenswert = Jahresumsatz x Multiplikator

Beispiel: Ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 1 Million Euro und einem Multiplikator von 2 hat einen geschätzten Wert von 2 Millionen Euro.

Der Multiplikator variiert je nach Branche, Marktlage und spezifischen Unternehmensmerkmalen. Typische Multiplikatoren liegen zwischen 0,5 und 3.

Die Umsatzmultiplikator-Methode macht besonders in Branchen Sinn, in denen stabile Umsätze und geringe Schwankungen vorherrschen, wie beispielsweise im Einzelhandel oder bei Dienstleistungsunternehmen. Diese Faustformel ist einfach anzuwenden und liefert schnell eine grobe Schätzung des Unternehmenswertes. Sie eignet sich gut für Unternehmen, die noch keine umfassenden Finanzdaten vorweisen können oder deren Gewinne stark schwanken.

Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Multiplikator je nach Branche und Marktlage variiert und eine sorgfältige Auswahl des richtigen Multiplikators entscheidend ist. Zudem berücksichtigt diese Methode weder die Profitabilität noch die Schulden des Unternehmens, was zu einer verzerrten Bewertung führen kann. Daher sollte die Umsatzmultiplikator-Methode idealerweise in Kombination mit anderen Bewertungsmethoden verwendet werden, um ein umfassenderes Bild des Unternehmenswertes zu erhalten.

Faustformel Nr. 2: EBIT-Multiplikator zum Berechnen des Firmenwerts

Eine etwas genauere Methode ist die EBIT-Multiplikator-Methode. Diese Faustformel berücksichtigt den operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) und wendet einen Multiplikator an, um den Unternehmenswert zu berechnen.

Formel: Unternehmenswert = EBIT x Multiplikator

Beispiel: Ein Unternehmen mit einem EBIT von 200.000 Euro und einem Multiplikator von 5 hat einen geschätzten Wert von 1 Million Euro.

Der Multiplikator kann je nach Branche und Risikoprofil des Unternehmens stark variieren, liegt aber typischerweise zwischen 4 und 10.

Mit einer klug aufgesetzten Strategie lassen sich bei einem solide geführten Unternehmen nach unserer Erfahrung allerdings auch deutlich höhere Multiples erzielen. Einige erste Impulse dafür haben wir für Sie in einem eigenen Artikel zusammengefasst, den Sie hier abrufen können. Wenn Sie weiterführende Beratung benötigen, schreiben Sie uns gern eine kurze Nachricht über unser Kontaktformular.

Exkurs: EBIT aus der BWA ablesen und berechnen

Das EBIT (Earnings Before Interest and Taxes) können Sie aus Ihrer Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) ablesen, die Ihnen das Steuerbüro oder Ihre interne Finance-Abteilung zur Verfügung stellen. Falls dort das EBIT nicht schon direkt ausgewiesen finden Sie in der BWA alle Kennzahlen, die Sie zur Berechnung des EBIT benötigen:

  1. Starten Sie mit dem Jahresüberschuss bzw. Jahresfehlbetrag.
  2. Addieren Sie die gezahlten Zinsen hinzu (finden Sie unter den Finanzierungskosten).
  3. Addieren Sie die gezahlten Steuern hinzu (können unter „sonstige Aufwendungen“ aufgeführt sein).

Vereinfach gesagt rechnen Sie aus dem Jahresüberschuss oder -fehlbetrag also lediglich die Positionen „Zinsen“ und „Steuern“ heraus.

Formel:

EBIT = Jahresüberschuss (bzw. Jahresfehlbetrag) + Zinsen + Steuern

Beispiel:

  • Jahresüberschuss: 150.000 Euro
  • Zinsen: 20.000 Euro
  • Steuern: 30.000 Euro
EBIT = 150.000 Euro + 20.000 Euro + 30.000 Euro = 200.000 Euro

Faustformel Nr. 3: Die Substanzwert-Methode für den Unternehmenswert

Wenn die ersten beiden Faustformeln für Ihr Unternehmen noch keinen guten Anhaltspunkt liefern, um den Unternehmenswert zu berechnen, könnte die Substanzwert-Methode für Sie interessant sein: Auch sie ermöglicht um über eine einfache Formel den Firmenwert zu berechnen. Dabei fokussiert sich allerdings auf den materiellen Wert der Unternehmensgüter und zieht die Schulden ab, um den Nettowert des Unternehmens zu berechnen.

Formel: Unternehmenswert = Summe der Vermögenswerte – Summe der Verbindlichkeiten

Beispiel: Ein Unternehmen besitzt Vermögenswerte im Wert von 500.000 Euro und hat Schulden in Höhe von 100.000 Euro. Der Unternehmenswert beträgt somit 400.000 Euro.

Diese Methode eignet sich besonders gut für Unternehmen mit hohen materiellen Vermögenswerten, wie z.B. Immobilien oder Maschinen. Das können etwa Immobilienunternehmen, Produktionsbetriebe oder Unternehmen im Maschinenbau. Die Verwendung der Substanzwert-Methode kann also dann sinnvoll sein, wenn der Großteil des Unternehmenswertes in greifbaren Vermögenswerten liegt und weniger in immateriellen Werten wie Markenwert oder Kundenstamm.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Methode den zukünftigen Ertragspotenzialen keine Beachtung schenkt und somit für wachstumsstarke Unternehmen weniger geeignet ist. Zudem kann die genaue Bewertung der Vermögenswerte und Verbindlichkeiten komplex und zeitaufwendig sein. Daher sollte auch die Substanzwert-Methode in Kombination mit anderen Bewertungsmethoden angewendet werden, um eine umfassendere und präzisere Bewertung des Unternehmens zu gewährleisten.

Die Formeln liefern ganz unterschiedliche Unternehmensbewertungen… was nun?

Die Anwendung verschiedener Faustformeln zum Berechnen des Unternehmenswertes kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Dies liegt daran, dass jede Methode unterschiedliche Aspekte und Annahmen berücksichtigt. Die Umsatzmultiplikator-Methode fokussiert sich auf den Umsatz, während die EBIT-Multiplikator-Methode den operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern einbezieht. Die Substanzwert-Methode hingegen bewertet die materiellen Vermögenswerte des Unternehmens.

Was sollten Sie tun, wenn die Bewertungen stark variieren? Zunächst ist es wichtig, die spezifischen Stärken und Schwächen jeder Methode zu verstehen. Keine der Faustformeln ist allein ausreichend, um eine präzise Bewertung zu liefern. Stattdessen sollten Sie die Ergebnisse der verschiedenen Methoden vergleichen und eine Mittelwertbildung in Betracht ziehen.

Unter diesem Link finden Sie einen weiterführenden Leitfaden, wie Sie den Firmenwert mit Formeln genauer berechnen und die verschiedenen Einflussfaktoren genauer verstehen können.

Zusätzlich ist es ratsam, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Ein erfahrener M&A-Berater kann Ihnen helfen, die unterschiedlichen Bewertungen zu interpretieren und eine fundierte Entscheidung zu treffen. So können Sie sicherstellen, dass Sie den realistischsten und angemessensten Wert für Ihr Unternehmen ermitteln.

Praxisbeispiele zur Unternehmensbewertung mit Faustformeln

Wie gerade schon beschrieben führt die Anwendung der drei Faustformeln zur beim Berechnen des Firmenwerts oft zu sehr unterschiedlichen Ergebnisse. Um die Passung der Formeln und ihre unterschiedlichen Schwerpunkte noch besser zu veranschaulichen, stellen wir Ihnen nun zwei Fallbeispiele vor. Diese Beispiele illustrieren, wie die Umsatzmultiplikator-Methode, die EBIT-Multiplikator-Methode und die Substanzwert-Methode in realen Szenarien eingesetzt werden können, und zeigen, welche Werte für ein fiktives Einzelhandels- und ein Produktionsunternehmen ermittelt werden.

Fallbeispiel 1: Einzelhandelsunternehmen Müller GmbH

Die Müller GmbH ist ein mittelständisches Einzelhandelsunternehmen mit einem stabilen Jahresumsatz von 2 Millionen Euro, einem EBIT von 250.000 Euro und Vermögenswerten im Wert von 800.000 Euro. Die Schulden des Unternehmens belaufen sich auf 200.000 Euro. Den Unternehmenswert berechnen wir mit unseren drei Faustformeln so:

UmsatzmultiplikatorFormel: Unternehmenswert = Jahresumsatz x Multiplikator
Multiplikator: 1,5 (branchenüblicher Wert für Einzelhandel)
Berechnung: 2.000.000 Euro x 1,5 = 3.000.000 Euro
EBIT-MultiplikatorFormel: Unternehmenswert = EBIT x Multiplikator
Multiplikator: 6 (branchenüblicher Wert für Einzelhandel)
Berechnung: 250.000 Euro x 6 = 1.500.000 Euro
SubstanzwertFormel: Unternehmenswert = Summe der Vermögenswerte – Summe der Verbindlichkeiten
Berechnung: 800.000 Euro – 200.000 Euro = 600.000 Euro

Die Umsatzmultiplikator-Methode liefert den höchsten Wert (3.000.000 Euro), gefolgt von der EBIT-Multiplikator-Methode (1.500.000 Euro) und der Substanzwert-Methode (600.000 Euro).

Fallbeispiel 2: Produktionsunternehmen Schmidt AG

Die Schmidt AG ist ein mittelständisches Produktionsunternehmen mit einem Jahresumsatz von 5 Millionen Euro, einem EBIT von 500.000 Euro und Vermögenswerten im Wert von 3 Millionen Euro. Die Schulden des Unternehmens betragen 1 Million Euro. Den Firmenwert berechnen wir mit den drei Formeln so:

UmsatzmultiplikatorFormel: Unternehmenswert = Jahresumsatz x Multiplikator
Multiplikator: 1 (branchenüblicher Wert für Produktionsunternehmen)
Berechnung: 5.000.000 Euro x 1 = 5.000.000 Euro
EBIT-MultiplikatorFormel: Unternehmenswert = EBIT x Multiplikator
Multiplikator: 8 (branchenüblicher Wert für Produktionsunternehmen)
Berechnung: 500.000 Euro x 8 = 4.000.000 Euro
SubstanzwertFormel: Unternehmenswert = Summe der Vermögenswerte – Summe der Verbindlichkeiten
Berechnung: 3.000.000 Euro – 1.000.000 Euro = 2.000.000 Euro

Auch hier zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen den Methoden. Die Umsatzmultiplikator-Methode bewertet das Unternehmen am höchsten (5.000.000 Euro), gefolgt von der EBIT-Multiplikator-Methode (4.000.000 Euro) und der Substanzwert-Methode (2.000.000 Euro).

Diese Fallbeispiele verdeutlichen, dass die Wahl der Bewertungsmethode einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis hat und eine Kombination verschiedener Ansätze zu einer ausgewogeneren Bewertung führen kann.

Zusammenfassung & Ausblick

Die genannten Faustformeln bieten einfache und schnelle Möglichkeiten, um eine erste Schätzung des Unternehmenswertes zu erhalten. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Methoden nur als Ausgangspunkt dienen sollten. Eine detaillierte und professionelle Bewertung berücksichtigt viele weitere Faktoren, einschließlich zukünftiger Ertragsaussichten, Marktbedingungen und spezifischer Risiken des Unternehmens.

Für eine fundierte Bewertung empfehlen wir, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.

Wenn Sie mehr über die Bewertung Ihres Unternehmens erfahren möchten, besuchen Sie unseren Blog für weitere hilfreiche Artikel und Expertenmeinungen. Bei spezifischen Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Schreiben Sie uns einfach eine Nachricht über das Feedback-Formular direkt unter diesem Artikel.

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